Entscheidung Weltreise
Wir sitzen an unseren Schreibtischen und es läuft der Song „Pack meine Sachen“ von Clueso und ein Teil des Refrains geht ungefähr so: „Pack meine Sachen und geh mein Weg“. Ich glaube passender kann man unser Vorhaben auf Weltreise zu gehen nicht beschreiben.
Philipp hatte den Wunsch schon wesentlich länger als ich, er wollte immer nach dem Abitur oder eigentlich am besten so früh wie möglich nach Australien. Diese wunderschönen Landschaften erkunden und einfach raus in die weite Welt. In der Schule hatte er dann mit einem Freund rumgesponnen und sie wollten eine Strandbar in Australien aufmachen. Tja, mehr als ein Traum war es dann aber doch nicht.

Als der Gedanke reifte
Ich muss zugeben, ich hatte nie verstanden, warum die Leute ins Ausland gingen, für mich war das Zeitverschwendung. So konnte man sich doch keine sichere Zukunft aufbauen. Das entspricht nicht dem geraden Weg nach vorne. Also konzentrierten wir uns beide auf den geradlinigen Weg ins Berufsleben, machten unser Abitur und gingen studieren.
Nur Philipp konnte den Gedanken nie bei Seite legen. Im vierten Semester kamen dann auch meine Zweifel und alles wirkte sich auf meine Gesundheit aus. Wir entschieden: Wir brauchen dringend Urlaub. Philipp durchforstete sofort das Internet, während ich weiter fleißig für meine Klausuren lernte und mit Schwung im Hamsterrad lief. Am Ende wurde es eine kleine Rucksack-Tour durch Schweden. Wir begannen in Hamburg, von dort mit dem Bus nach Malmö, nach Jönköping und zum Schluss nach Stockholm. Nebenbei gesagt, das war bisher definitiv mein schönster Urlaub. Auf der 19-stündigen Rückfahrt von Stockholm wurden wir beide wehmütig. Gut ich habe ca. 90% davon geschlafen, aber für uns beide war die Rückfahrt ein wichtiger Schritt in unserem Leben. Uns beiden kam der Gedanke: Das war´s jetzt? Ich will nicht zurück nach Deutschland. Denn am nächsten Tag begann das 5. Semester – also wieder rein in das Hamsterrad.
Als wir dann kurze Zeit später unsere Eltern besuchten und wieder auf der Rückfahrt nach Hause waren, hatten wir viel Zeit. Und die nutzten wir vor allem, um über unser Leben nachzudenken und auf einmal fragte Philipp mich: Hey, sollen wir nicht nach dem Studium für längere Zeit weg? Meine Antwort: Ja, habe ich mir auch schon überlegt.

Wie aus dem Gedanken eine Entscheidung wurde
Es blieb aber nur bei einem Gedanken, denn für mich galt immer noch: Abitur, Studium, Arbeit. Nach langen Diskussionen konnten wir uns aber auf eine 6-monatige Auszeit einigen, da wir immer noch in wunderschönen Erinnerungen schwelgten. Philipp war damit aber keinesfalls einverstanden und stürzte sich wieder in die Recherche. Also einigten wir uns auf 8 Monate.
Irgendwann war ich aber so unzufrieden mit meiner Situation und meinen Entscheidungen, dass ich Philipp bei seiner Recherche unterstützte und auch Blut leckte. Also konnte ich mich auf ein Jahr einlassen. Bis mir irgendwann der Kragen geplatzt ist und ich den Vorschlag machte: Nein, wenn, dann machen wir es richtig. Wir verkaufen alles und gehen einfach. Ich will nicht eine super Zeit haben und dann nach 10 Monaten wieder nur noch an das denken, was mich in Deutschland erwartet. Und was soll ich sagen? Dieses Mal war Philipp der Kritische und musste doch einige Nächte darüber schlafen. Meine Argumente waren allerdings unschlagbar und unsere Gedanken waren schon so weit, dass wir eigentlich keine andere Entscheidung mehr treffen konnten: Wir gehen auf Weltreise, ohne Zeitlimit! Wir sparen also jeden einzelnen Cent den wir haben und werden unseren Traum erfüllen.
Unsere Entscheidung ist also nicht von jetzt auf gleich entstanden, sondern dahinter steckt ein sehr langer Prozess. Und nebenbei gesagt, mittlerweile kann ich sehr gut verstehen, warum Menschen Work & Travel oder nach dem Abitur eine Backpacking-Reise machen.