Wandern im Galicica Nationalpark

Wandern in Ohrid, genauer gesagt im Galicica Nationalpark, hat uns wirklich nachhaltig beeindruckt. Bisher kannten wir hauptsächlich Wanderungen im Teutoburger Wald oder die Traumpfade in der Vordereifel. Als wir das erste Mal im Galicica Nationalpark wandern waren und oben auf einem Gipfel standen, war das Gefühl einfach nur überwältigend. Man hat einen perfekten Ausblick auf den Ohridsee und über das Galicica Gebirge.

Wandern im Galicica Nationalpark Aussicht
Aussicht Galicica Nationalpark am Ohridsee

Allgemeine Informationen zum Wandern im Galicica Nationalpark

Der Galicica Nationalpark befindet sich im Südwesten Nordmazedoniens und liegt zwischen dem Ohridsee und dem Prespasee. Auf dem höchsten Berg des Galicica Gebirges, dem Magaro mit 2255 Metern, hat man einen Blick auf beide Seen.
Innerhalb des Parks gibt es viele verschiedene sowohl mit rot/weißer Farbe als auch mit grün/gelben Schildern ausgewiesene Wanderwege. Am Anfang der Trails gibt es auch Übersichtskarten, auf denen die Trails mit H (kurze und leichte Strecken), T (höher gelegene und längere Strecken) und G (Strecken über 1.600m) gekennzeichnet sind. Obwohl wir hier direkt sagen können, dass die Beschilderung teilweise doch sehr zu wünschen übriglässt und man sich schnell verläuft. Am besten hat man immer ein Handy mit GPS dabei – ohne wären wir wahrscheinlich nicht wieder in Ohrid angekommen.

Der Eingang in Ohrid

Zu Beginn haben wir oft gelesen, dass der Eintritt in den Nationalpark Geld kostet. Das war bei uns nicht der Fall. Für unsere gewählten Routen haben wir den Eingang in Ohrid gewählt. Dieser befindet sich gegenüber einer Tankstelle und dem Hotel International. Man blickt dabei direkt auf ein „Willkommen-Schild“ und auf eine Steintreppe. Um zum Magaro zu kommen, gibt es einen weiteren Eingang zwischen Trpejca und Sveti Naum. Dieser soll aber leicht zu übersehen sein, also solltest du dich hier vorher nochmal genauer damit beschäftigen, wenn du diese Route wählst.
Plan Wanderrouten im Galicica Nationalpark
Plan aller Wanderrouten im Galicica Nationalpark am Ohridsee

Unser erster Trail: Route LEKO -prodolzena Ramne

Wie schon erwähnt, starteten wir unsere Trails in Ohrid. Die erste Route LEKO -prodolzena Ramne führte an einer Wasserstelle vorbei auf den 1650m hohen Gipfel. Insgesamt soll er ca. 14km lang sein, 5 Stunden dauern und 918 Höhenmeter haben.

GPS-Daten in MAPS.ME einfügen

Wir haben den Trek im Internet gefunden und ihn in MAPS.ME gespeichert, da wir kein mobiles Internet hatten und keine andere App nutzen konnten. Dazu haben wir uns einfach die GPX-Daten (in der App bei den drei Pünktchen) exportiert, unter Teilen in Drive gespeichert und über https://gpx2kml.com/ in eine KML-Datei umgewandelt. Bei uns hat sich die neue Datei dann auch direkt in MAPS.ME geöffnet und eingespeichert.

Start der Wanderung

Der Start der Wanderung verlief noch reibungslos, das GPS hat gut funktioniert und der Weg ist zunächst schön hergerichtet. Danach führt er über eine asphaltierte Straße in Richtung Velestovo, bevor er dann links tiefer in den Nationalpark führt. Bereits nach wenigen Metern hat man einen atemberaubenden Blick über Ohrid und den Ohridsee. Wir haben alle zwei Minuten angehalten und kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. „Wow, guck mal diese Aussicht!“ „Warte, ich mach noch ein Foto“.

Verlaufen im Galicica Nationalpark

Nach wenigen Minuten haben wir uns dann aber auch schon verlaufen, die rot/weißen Markierungen waren nicht mehr da und wir sind einfach dem flachgelaufenen Weg gefolgt, weil wir dachten das wäre der Trek. Nach einer halben Stunde wurden wir dann aber doch skeptisch und checkten das GPS. Tja, wir hatten uns tatsächlich verlaufen. Wir hätten in die komplett andere Richtung gemusst. Also hieß es den ganzen Weg wieder zurückzugehen. An dem vermeintlichen Punkt angekommen, haben wir den richtigen Weg aber dennoch nicht gefunden. Dort, wo das GPS sagte, dass dort ein Weg sein soll, war nur Gestrüpp. Also dachten wir uns, folgen wir einfach dem ursprünglichen Pfad, wir kommen schon wieder auf den richtigen Weg.

Spoiler: Nein kamen wir nicht. 😀 Dann sind wir einfach querfeldein durch die Sträucher und Pflanzen gekrochen, um schnellstmöglich wieder auf den richtigen Weg zu kommen. Nach gut einer halben Stunde waren wir dann wieder auf dem Trek und wissen bis heute nicht, wie man auf dem Weg hätte bleiben können.

Wasserstelle Ponik

Danach ist aber wieder alles gut ausgewiesen und es geht steil bergauf, sodass man gut aus der Puste kommt. Man kommt auch an einer kleinen Wasserstelle vorbei, an der wir dann Pause gemacht haben und unsere mitgebrachten Brote vertilgt haben.

Gut gestärkt ging es dann wieder steil bergauf. Auf dem Weg wird man aber ständig von dem Blick auf den Ohridsee begleitet und kann den Ausblick bewundern. Immer wieder blitzt auch der Gipfel auf, der einem bald eine wunderschöne Aussicht über den ganzen See gibt.

Wandern in Ohrid
Wandern im Galicica Nationalpark
Gipfel im Galicica Nationalpark
Gipfel im Galicica Nationalpark

Am Gipfel angekommen

Oben angekommen, war unsere erste Reaktion einfach nur „Wow“. Auf der einen Seite der See und auf der anderen Seite die Gebirgskette. Und es riecht so gut nach Lavendel!

Auch der weitere Weg führt noch lange Zeit über die Gebirgskette.  Allerdings muss man auch hier sagen, ohne unser GPS wären wir aufgeschmissen gewesen, denn die Streckenmarkierung ist so gut wie nicht vorhanden. Auch wenn es dann wieder „runter“ in den Wald geht, muss man auf gut Glück einfach gehen. Hier war gar nichts mehr markiert. Es geht auch sehr steil bergab, sodass man aufpassen muss, nicht hinzufallen. Überall liegt Geröll und die Steine sind locker. 

Wandern im Galicica Nationalpark am Ohridsee, Mazedonien
Galicica Gebirge am Ohridsee

Ende des Wanderwegs

Recht schnell kommt man dann auf einen Weg, der gut für Autos und Fahrräder geeignet ist. Dem wären wir eigentlich nur kurz gefolgt, aber wir haben einen Reisenden aus Russland mit Fahrrad getroffen. Mit ihm sind wir dann einige Meter gegangen, bevor wir dann unseren Wanderweg wieder betreten haben. Das führte allerdings dazu, dass wir keinen Rundweg mehr hatten, sondern quasi unseren Hinweg auch wieder zurückgegangen sind. Wo wir uns am Anfang verlaufen haben, haben wir aber trotzdem nicht mehr herausgefunden. Kurz vor Ohrid sind wir dann noch einem Bauern mit einer Horde Schafe begegnet, allerdings haben uns die Schafe von allein Platz gemacht und wir konnten unserem Weg einfach weiter folgen.
Am Ende waren wir von 9:00 Uhr bis 17:30 Uhr unterwegs und es waren 25km.

Unser zweiter Trail: Tri Mazhi Peak

Eine Woche später sind wir dann wieder losgezogen. Diesmal war es die Route zum Tri Mazhi Peak. Der Weg startet wie unser erster Trail in Ohrid, führt dann über das kleine Örtchen Velestovo (hier sind fast nur noch Hotels/Apartments, weil man eine perfekte Sicht auf den Ohridsee hat) und von Dort aus in den Nationalpark. Es war wieder ein Rundweg mit gut 20km, 968 Höhenmetern und einem Gipfel auf 1624m (T3-G2-T4).

Auf nach Velestovo

Nachdem man aus dem kleinen „Waldstück“ raus ist, folgt man einfach der asphaltierten Straße nach Velestovo, bis man dort angekommen ist. Selbst hier kommt man aus dem Staunen nicht heraus, der Ohridsee ist einfach nur schön. Im Örtchen angekommen findet man eine Karte als Startpunkt der Wanderungen. Hier gibt es sogar ein kleines Toilettenhäuschen, welches man einfach benutzen kann. Wunder dich aber nicht, dir begegnen dort Hühner, Ziegen und Hunde.

Der Trek startet auch schon recht spektakulär durch Felsformationen mit Blick auf den Wald, weitere Berge und den Ohridsee. Hier ist noch alles gut markiert, sodass du dem Weg einfach folgen kannst.

Toilettenhäuschen in Velestovo
Toilettenhäuschen im Galicica Nationalpark

Hier sei aber auch gesagt, du musst Acht geben, denn überall können eine Ziegenherde oder Kühe stehen, die dort grasen.

Falsche Streckenmarkierung zum Tri Mazhi Peak

Wegmarkierung im Galicica Nationalpark
Streckenmarkierung im Galicica Nationalpark
Auf dem Weg kommt man auch wieder an einer kleinen Wasserstelle vorbei mit Wegbeschilderung. Hier aber auch bitte aufpassen! Die Schilder zeigen in die falsche Richtung. Wir sind einfach blind dem platt getretenen Weg und dem Schild T3 gefolgt, denn so hieß der erste Teil des Trails. Das war aber der falsche Weg. Wir sind auch einem weiteren Wanderer begegnet, der uns gefragt hat, wo wir herkommen. Allerdings gab es hier einige Kommunikationsschwierigkeiten, denn wir sind ohne wirkliche Informationen auseinander gegangen. Im Nachhinein glauben wir, er hat sich auch verlaufen….
Nachdem wir uns also ca. 25 Minuten verlaufen haben, sind wir den ganzen Weg wieder zurück gegangen. Man hätte an der Wasserstelle quasi „links“ den Berg hochgemusst. Dann ist auch wieder alles schön ausgeschildert.
Wasserstelle auf dem Wanderweg zum Tri Mazhi Gipfel
Wasserstelle im Galicica Nationalpark am Ohridsee

Der Gipfel Tri Mazhi

Sobald man dann aus dem Wald herauskommt, bietet sich wieder ein umwerfender Ausblick auf den Nationalpark. Die Kamera konnte gar nicht richtig einfangen, wie schön es dort oben einfach ist.
Wandern im Galicica Nationalpark Tri Mazhi Gipfel
Wandern im Galicica Gebirge am Ohridsee

Danach folgt eine kleine Kletterpartie auf den Gipfel des Tri Mazhi. Aber es lohnt sich. Dieser Ausblick ist es einfach wert. Auch hier riecht es wieder nach Lavendel. 😊

Wandern im Galicica Nationalpark am Ohridsee in Mazedonien
Galicica Nationalpark am Ohridsee

Laut unserer GPS-Daten führt dieser Weg wieder über den Kamm der Gebirgskette, dem wir natürlich sehr gerne gefolgt sind. Nach wenigen Schritten hält man immer wieder an und sagt: „Wow, guck dir das mal an!“

Auge um Auge mit einem Bullen

Jetzt wurde es bei uns aber abenteuerlich. Denn irgendwann muss der Weg ja auch wieder runterführen. Dieser besagte Weg hätte uns durch eine Horde Kühe, Bullen und Kälber geführt. Wir hatten die Wahl wieder umzukehren oder einfach Augen zu und durch. Die Entscheidung war: Naja, lass erstmal runter gehen und gucken, ob wir durchkommen. Wir sind den Berg runtergeklettert und standen zwei Meter vor einem Bullen und haben uns in die Augen geschaut. Der Bulle machte nichts, sondern schaute uns einfach nur an. Das Problem dabei war, wir mussten wirklich einige Meter an der Horde vorbei….
Wir mussten zugeben, unsere Vorsicht war zu groß. Wir sind umgekehrt, den Berg wieder hochgestapft und einfach den Weg wieder zurückgegangen, den wir gekommen sind. Allerdings waren wir sehr froh darüber, denn der Rundweg hätte noch ca. 11km gehabt und zurück waren es nur noch 8km. Irgendwie war der Weg ziemlich anstrengend und wir waren fertig.
Aussicht auf den Ohridsee, Mazedonien
Aussicht auf den Ohridsee im Galicica Nationalpark

Auf dem Trampelpfad zurück

Somit hatten wir auch keine Kraft mehr, den ganzen Weg über den Gipfel zurückzuklettern. Glücklicherweise hat Philipp neben dem eigentlichen Weg einen kleinen Trampelpfad gefunden, der direkt nach unten geführt hat. Wir dachten uns: Wir müssen runter, der Weg führt nach unten, wir kommen schon an. Und wir hatten recht!

Wir kamen nämlich im Wald raus und sind an einem riesen Misthaufen mit einem Pilz in der Mitte vorbei gelaufen. An diesen konnten wir uns erinnern, denn dort haben wir kehrt gemacht als wir uns verlaufen hatten. 😀

Zweite Begegnung mit einem Bullen

So sind wir gut gelaunt zurück gegangen und haben uns darüber unterhalten, wie froh wir sind, nicht an den Kühen vorbeigegangen zu sein. Bis ich gegen Philipp gelaufen bin, der abrupt stehen blieb. Ein Meter vor ihm steht erneut ein Bulle mit einem Kalb und starrt uns an. Der Weg war so eng, da wären wir nicht vorbeigekommen. Schnell waren wir uns einig, einfach Querfeldein zu gehen und irgendwie anders wieder auf unseren Weg zu kommen. Der Bulle hat uns so lange hinterhergeschaut, bis wir außer Sichtweite waren. Das waren definitiv zwei Adrenalinschübe zu viel für mich. 😀

Ende des Wanderwegs

Glücklicherweise haben wir unseren Weg dank GPS schnell wieder gefunden und es war auch keine Kuh mehr zu sehen. Wir haben uns die ganze Zeit umgedreht und rechts und links geschaut, nur um sicher zu gehen.
Kurz vor Velestovo haben wir dann wieder Geraschel in den Bäumen und Sträuchern gehört. Es waren wieder Kühe unterwegs. Wir haben einen Zahn zugelegt, denn Kühe aus der Ferne sind uns eindeutig lieber. Plötzlich hörten wir auch Getrampel und eine Menge Glöckchen: Eine Herde Ziegen. Völlig außer Atem sind wir dann aber wohlbesonnen in Velestovo angekommen. Ab da sind es ja nur noch ca. 5 km bis Ohrid.
Insgesamt sind wir 26km gegangen und waren auch wieder von 9:00 bis 17:30 Uhr unterwegs.
Aussicht Galicica Nationalpark auf Ohrid
Ohridsee

Unser Fazit zum Wandern im Galicica Nationalpark

Abschließend können wir sagen: Geht unbedingt im Galicica Nationalpark wandern!

Sei dir aber bewusst, dass auf dem Weg Ziegen, Kühe und vor allem Bullen stehen können und dass die Wege teilweise schlecht ausgeschildert sind. Zudem war es auf unserer ersten Wanderung ziemlich windig und oben auf dem Gipfel dementsprechend kalt. Wir können auch nur lange Kleidung empfehlen, denn wenn du wie wir durch die Pflanzen kriechen musst, sind die langen Sachen definitiv von Vorteil.

Zudem waren wir bei unseren Wanderungen überwiegend komplett alleine. Wir haben auf beiden Wegen jeweils nur eine weitere Person getroffen. Auch oben auf dem Gipfel war sonst niemand anzutreffen.

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